Geschrieben am 17.07.2014 von Nico in Allgemein, Tests, Wissen 0 Kommentare Trackback
Es sind schon ein langsamer, aber stetiger Umstieg, wenn man(n) irgendwann mit einer Familie auf Reisen geht. Von einem bis aufs Gramm berechneten light-wight-Equipment geht es Stück für Stück hin zu familientauglichen Komfort-Equipment. Als eines der letzten größeren Anschaffungen, haben wir uns jetzt ein großes Zelt zugelegt und schreibe in diesem Beitrag von meinen Erfahrungen mit dem 8-Personen-Zelt Mirage-VII-7 von Salewa.
Eigentlich könnte man denken, dass das Material – und dabei vor allem das Gewicht – bei einem solchen Zelt keine Rolle spielt und immer etwas größer dimensioniert werden kann. Immerhin ist der Transport sowieso nur mit einem Auto möglich. Aber genau das Gegenteil ist der Fall. Gerade bei einem großen Zelt summiert sich unnötiges Gewicht schnell zu einigen Kilos.
Das Mirage-VII wiegt insgesamt ca. 25kg und gehört damit natürlich nicht mehr zu den Leichtgewichten, aber die Vorteile eines solchen Zeltes sind eben andere. Dazu später mehr.
Insgesamt merkt man, das Salewa sich bei dem Zelt einige Gedanken gemacht hat und das Material sinnvoll eingesetzt hat. So besteht das Innenzelt aus 75D Polyester (Tafetta). Dieser Stoff ist sehr leicht, trocknet schnell besitzt eine gute Luftdurchlässigkeit. Der Boden des Innenzeltes (Polyester Tafetta (70D 210T), PU-beschichtet) ist auch gleichzeitig der Boden des Zeltes, wobei dieser in den Schlafkabinen und im „Aufenthaltsraum“ unterschiedlich ist. Laut Hersteller ist der Boden für eine Wassersäule von 5000 mm ausgelegt.
Das Außenzelt hingegen ist deutlich robuster gearbeitet (75D Polyester Ripstop), es soll uns ja auch vor Wind und Wetter schützen. Immerhin bietet das Zelt deutlich mehr Angriffsfläche für den Wind, als ein kleines ein-Personen-Biwak. Entsprechend mehr muss hier das Material aushalten.
Die Größe des Zeltes ist – riesig! Mit den Abmaßen von ca. 6m x 3m x 2m, macht es bereits kleineren Wohnwagen Konkurrenz. Aus diesem Grund ist es auch sinnvoll, immer direkt einen Stellplatz zu buchen. Auf Zeltwiesen, wird es mit dem großen Zelt schnell etwas eng.
Das Zelt wird in einem 80 x 60 x 40 cm großen Packsack geliefert, welcher mit Rollen ausgestattet ist. Dieses erleichtert den Transport zum Zeltplatz enorm. Nachdem ich den Inhalt das erste Mal vor mir ausbreitete, war ich von dem Wirrwarr aus Stangen, Halterungen und Zeltplanen etwas überfordert. Auch hier wird klar, dass dies kein Zelt für den ganz schnellen Aufbau ist.
Nach einer ersten Sondierung und dem sorgfältigem Lesen der Gebrauchsanweisung (das macht hier wirklich Sinn), ergibt sich aber schnell ein Bild mit einer guten Farbcodierung der unterschiedlichen Zeltstangen und einem sehr praktischen Aufbausystem. Dies führt dazu, dass das Zelt immerhin in 20min bezugsfertig steht.
Beim Aufbau wird zuerst das Innenzelt aufgebaut. Die Zeltstangen sind alle mit einer unterschiedlichen Farbe gekennzeichnet, welche den einzelnen Gestängeaufnahmen am Zelt zugeordnet werden können. Sind die Stangen gespannt, dann das Zelt aufgezogen werden, so dass schon im ersten Step das gesamte Zelt steht. Zu zweit kann man jetzt das Zelt noch sehr einfach Ausrichten oder bei Bedarf an einen anderen Platz tragen.
Dann wird dann das Außenzelt als Hülle über das bereits aufgebaute Zelt gezogen und befestigt und mit – ebenfalls farblich codierten – Schnallen befestigt. Zum Schluss wird das Zelt noch mit Heringen befestigt.
Auf jeden Fall, sollten bei diesem Zelt die Sturmleinen – bei jeder Wetterlage – gespannt werden, denn die Größe des Zeltes bietet eine sehr große Angriffsfläche für den Wind.
Nach dem Urlaub ist das Zelt genauso schnell abgebaut, wie aufgebaut. Natürlich ist die Reinigung bei diesem hohen Zelt etwas schwieriger, aber es können ja mehr Personen mit helfen. 🙂
Einzig die Zeltplanen wieder ordnungsgemäß in den Packsack zu verfrachten ist nicht ganz so leicht. Hier muss ich schon mit meinem ganzen Körpergewicht den entsprechenden Druck ausüben. Ist der Reisverschluss aber zu, kann das Zelt wieder sehr einfach, ans Auto gerollt werden.
Für ein Zelt ist es natürlich – wie oben beschrieben – sehr relevant, wie sich der Auf- und Abbau gestaltet. Der eigentliche Einsatz ist aber die Zeit, in der das Zelt aufgebaut ist und jetzt muss es richtig „performen“. Bei Kälte muss es schützen und bei Wärme einen gewissen Luftaustausch zulassen. Wir haben das Zelt an verschiedenen Standorten getestet und einige Erfahrungen gemacht.
Wärme
Wer öfters zeltet, kennt das Problem: Die über den Tag auf das Zelt scheinende Sonne und eine schwierige Belüftung wärmt sich das Zelt oft auf und macht eine Benutzung unmöglich.
Salewa hat hier die besondere Konstruktion des Zeltes genutzt, um eine Lösung zu finden. Das Außenzelt ist für die Stabilität des Zeltes nur bedingt notwendig. Dieser Vorteil wurde genutzt, um für ausreichende Belüftungsmöglichkeiten zu sorgen. So kann am vorderen und hinteren Ende jeweils ein großes Belüftungsfenster geöffnet werden, an den Seiten wiederrum stehen beide „Türen“ zur Belüftung zur Verfügung. Das Besondere ist aber, dass eine Zeltseite komplett geöffnet, nach oben geklappt und als Sonnensegel genutzt werden kann. Womit zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden.
Nur so nebenbei, ein weiterer Vorteil der Konstruktion ist, dass der gesamte Innenraum (Innenzelt) eine große Kabine ist. Somit sind nicht nur die Schlafräume vor Insekten geschützt, sondern das gesamte Zelt.
Kälte
Gerade in den Übergangsjahreszeiten wird es in der Nächten oft schon sehr kalt. Hier sollte ein Zelt ebenfalls keine Schwächen zeigen und das Auskühlen der Schlafkabine weitestgehend unterbinden.
Salewa nutzt hier die Möglichkeit, die Schlafkabinen so klein wie möglich zu gestalten. So kann die größere Kabine zusätzlich unterteilt werden. Der zu erwärmende Luftraum verringert sich dadurch enorm. Der zweite Punkt ist der ausreichende Windschutz, denn Wind im Zelt führt bekannter Maßen zum Luftaustausch. Und was bei Wärme erwünscht ist, ist bei Kälte zu vermeiden.
Auch hier kommt das geschlossene Innenzelt zur Geltung, in welchem man sich geschützt aufhalten kann. Wichtig ist hierbei, dass das Außenzelt komplett geschlossen wird. Die Wärme bleibt dann im Zelt und bietet eine Komfortable Schlafumgebung.
Wind
Neben Kälte und Wärme – welche jeweils in zu hoher Zahl – für Unbehagen beim Zelten sorgen können, ist es auch der Wind, der den Aufenthalt sehr unangenehm gestalten kann. Gerade bei starken Böen leidet das Material sehr und kann für böse Überraschungen sorgen.
In Kroatien haben wir das Zelt einem guten und erfolgreichen Härtetest unterzogen. Die Bora-Fallwinde, welche mit bis zu 250km/h aus den Bergen über das Land ziehen, konnten dem Zelt nichts anhaben.
Zugegeben, es ist schon etwas Gewöhnung bedürftig, wenn sich plötzlich eine komplette Zeltseite flach über die Schlafkabine legt. Trotzdem, oder vielleicht deswegen hat das Zelt gehalten und das Material wies kaum Abnutzungserscheinungen auf.
Wichtig ist allerdings, dass die Strumleinen regelmäßig straff gezogen werden, da sich diese bei veränderten Außenbedingungen (Nässe, Kälte) ausdehnen.
Aufbau
Als letzten Punkt gehe ich kurz auf den Aufbau des Zeltes ein. Wie bereits beschrienen, besteht das Innenzelt aus einer Hülle, welche in drei Kabinen unterteilt ist. Die kleinere der Kabinen ist dabei herausnehmbar, was ggf. das „Wohnbereich“ vergrößern kann. Wir nutzten diese Kabine immer als Kleiderschrank und haben dort direkt den Jet-Pack inkl. allem Inhalt vom Autodach untergebracht.
Die Schlafkabine kann zusätzlich noch mal unterteilt werden, so dass auch zwei Paare ein klein wenig Privatsphäre haben. Wer das Zelt mit sieben Personen nutzen möchte, sollte sich trotzdem schon sehr gut kennen. Wir waren zu zweit mit zwei Kindern unterwegs, was zu schon fast luxuriösen Platzverhältnissen führte. 🙂
Alles in allem ist das Zelt eine sehr gute Wahl für alle, die regelmäßig campen und mit mehreren Personen unterwegs sind. Der Preis ist nicht billig, aber die erwartete Lebensdauer scheint nach den ersten Erfahrungen doch recht hoch.
Die einzigen Abnutzungserscheinungen zeigen sich mit einem Abrieb des Bodens in der Schlafkabine und einem Lösen der Naht der Seitentaschen (ebenfalls in der Schlafkabine).
Die Konstruktion ist gut durchdacht, hilft beim Aufbau und bietet viele Vorteile in der Benutzung und das Sonnensegel ist ein Highlight, insbesondere, wenn keine Bäume Schatten spenden.
Pluspunkte:
Minuspunkte:
Für uns stand die Entscheidung zwischen einem Camper oder einem – deutlich günstigerem – Familien-Zelt. Unsere Entscheidung für das Zelt haben wir bisher nicht bereut. Das Zelt bietet ausreichend Platz für eine Familie. Einzig bei starkem Wind ist es im Zelt etwas ungemütlicher, was durch die größere Flexibilität und das größere Urlaubsbudget wieder ausgeglichen wird. Wir würden uns jederzeit wieder für das Zelt entscheiden.
Hersteller: http://www.salewa.de
Produkt: http://shop.salewa.de/salewa-mirage-vii-zelt/
Kaufen: http://www.bergfreunde.de/salewa-mirage-vii-7-personenzelt/
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