Geschrieben am 02.12.2011 von Nico in privat 0 Kommentare Trackback
Die kroatische Adria liegt im Sommer normalerweise glatt wie ein Spiegel vor einem, wenn man eine der steilen Serpentinenstraßen in Richtung Küste herunter fährt. Einzig die heiße Luft legt über das Meer ein leichtes Schimmern, was die Situation nicht total künstlich erscheinen lässt. Auch uns hat die Adria dieses Jahr so begrüßt. Wir waren auf dem Weg zur Insel Pag.
Da es in den Tagen sehr warm war, haben wir schon früh am Morgen unsere sieben Sachen gepackt und Tag für Tag mit unserem Boot die Küste der Insel Pag erkundet. Meist konnten wir leider nicht sehr lange auf dem Wasser sein, denn die Sonne zwang uns schon bald schattige Plätze aufzusuchen.
Bevor wir nach einigen Tagen weitergezogen sind, konnten wir noch eine stürmisch Nacht miterleben. Die so genannten Bora-Fallwinde sind über uns hinweggezogen und das war uns in der Nacht nicht ganz egal. Wir waren froh, dass wir alle Sturmleinen am Zelt stabil verankert hatten. Das Equipment hat – wie immer – seinen Dienst in gewohnter Weise erledigt und als wir am Morgen aufgewacht sind, hatte es sich um 10 Grad abgekühlt.
Am Tag darauf sah die See etwas unruhig aus. Trotzdem wollten wir die Chance nicht verpassen, bei angenehmen 25 Grad eine längere Strecke im Boot zurückzulegen. Also haben wir wieder mal unsere Sachen gepackt und sind gestartet. Ein immer noch etwas böiger Wind machte aus der Tour eine wacklige Angelegenheit, daher haben wir uns immer nur wenige Meter von der Küste entfernt bewegt.
Schwierig wurde die Fahrt, sobald wir die sicheren Buchten verlassen mussten, um an einem Kap vorbei in die nächste Bucht zu fahren. Aber wie gesagt, immer nah an der Küste entlang war das kein Problem. Schon von der Ferne konnten wir eine ganze Zeit lang einen Windsurfer beobachten. Als wir uns ihm näherten erwarteten wir mit Spannung seine Performance, denn wer sich bei diesem Wetter aufs Wasser traut, muss schon etwas Erfahrung haben. Wir warteten einige Zeit, doch nichts passierte. Immer und immer wieder versuchte sich der Surfer auf dem Board zu halten und immer und immer wieder verlor er das Gleichgewicht, bevor er das Segel aus dem Wasser ziehen konnte. Irgendwann dämmerte es dann auch uns und wir versuchten Kontakt mit ihm aufzunehmen. Sichtlich erleichtert bemerkte er uns nach kurzer Zeit und bat aus der Ferne um Hilfe.
Jetzt mussten wir eine Entscheidung treffen: Fahren wir in die Bucht und organisieren ein motorisiertes Boot oder leisten wir selber Hilfe und riskieren dabei selber in Gefahr zu geraten? Mit einem Windsurfer im Schlepptau wird das Manövrieren ja auch nicht einfacher und um ihn aufzusammeln mussten wir aufs offene Meer hinaus. Bis zu ihm waren es ca. 100m, aber auch der Campingplatz war in Sichtweite. Wir haben uns dann entschieden, sofort zu helfen und sind in Richtung des Surfers gedreht.
Die Fahrt aufs offene Meer war natürlich sehr einfach. Der Wind kam von Land und somit erreichten wir den Mann sehr schnell. Das Board wurde mit einer Schlinge an unserem Boot befestigt, der Surfer blieb im Wasser, um schwimmend für etwas zusätzlichen Vortrieb zu sorgen. Der Weg in Richtung Küste gestaltete sich dann aber erwarteter Weise als eher schwierig.
Nicht nur, dass wir eine enorme Paddelfrequenz aufbauen mussten, um überhaupt vorwärts zu kommen, auch die immer noch anhaltenden Winde trieben uns seitlich aus der Bucht heraus. Hier wurde der Nachteil des Schlauchbootes deutlich, da es nur auf dem Wasser aufliegt und somit viel Angriffsfläche für Wind bietet. Nachdem wir dann das Lenzventil geöffnete hatten, um Wasser ins Boot zu lassen, konnten wir zumindest das seitliche Abtreiben etwas minimieren. Es war eine schweißtreibende halbe Stunde, in der wir beide es manchmal schon fast aufgeben wollten. Zum Glück haben wir uns dazu erst im Nachgang ausgetauscht. Anderenfalls hätten wahrscheinlich auf der Adria gleich drei „Schiffbrüchige“ um Hilfe geschrien. So haben wir dann durchgezogen und erreichten die Küste am Zeltplatz von Novalis.
Sichtlich bewegt, verabschiedete sich der Slowake nach den Einsatz bei uns.
Nachdem wir unser Zelt erreicht hatten, versuchten wir in Ruhe runter zu kommen und trödelten in den Tag hinein. Das Boot wurde schon gepackt und wir bereiteten uns auf die nächsten Tage vor. Unsere erlebnisreiche Fahrt war schon etwas in den Hintergrund gerückt, als uns der Surfer aufsuchte und sich noch einmal mit einem Six-Pack Bier bei uns bedankte. Das war doch eine nette Aufmerksamkeit.
Für uns war dies seit langen mal wieder ein einschneidendes Erlebnis, welches im Gedächtnis bleiben wird. Nicht dass wir uns solche Situationen öfters wünschen, aber genau in solchen Momenten lernt man sein Grenzen kennen.
Ist Euch schon mal etwas Ähnliches passiert oder mussten euch schon mal andere zu Hilfe kommen?
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