Geschrieben am 11.08.2011 von Nico in Allgemein, Tests, Tipps & Tricks 3 Kommentare Trackback
Das richtige Equipment ist in jeder größeren Runde immer und immer wieder ein Gesprächsthema. Das eine Mal, zählt nur das Gewicht unserer Ausrüstung, dass andere Mal zählt die Stabilität und ganz oft wird auch über das richtige Schuhwerk philosophiert. Genau dort möchte ich heute Einsteigen.
Ich gebe zu, auch ich besitze mehrere Arten von Schuhen die sich nach Funktion getrennt in folgende Gruppen unterteilen:
Jedes dieser Schuhpaare ist in einer bestimmten Situation sinnvoll und unterstützt mich beim Laufen. An die meisten dieser Schuhe haben wir uns mittlerweile gewöhnt und diese werden natürlich nicht in Frage gestellt. Mir persönlich fällt in der Schuhdiskussion viel zu oft hinten runter, dass wir uns ganz oft auch barfuß vorwärtsbewegen könn(t)en.
Ich laufe sehr gerne barfuß, sei es zu Hause oder auf kurzen Strecken. Man verlagert das Gewicht dadurch viel mehr auf dem Fußballen und trainiert somit viel Besser die Fußmuskulatur. Ich bin aber auch keiner der Hardcore-Barfußläufer der bei 15 Grad Außentemperatur und in jedem Gelände ohne ein Schuhwerk unterwegs ist. Viel zu groß ist die Gefahr, an Ecken, Steinen oder Wurzel hängen zu bleiben und sich ernsthaft zu verletzen. Auch möchte ich im urbanen Umfeld z.B. den Gang auf´s stille Örtchen nicht barfuß erledigen. 😉
Trotzdem ist die Erfahrung des „barfuß Laufens“ sehr schön und ich habe mich eine ganze Weile gefragt, ob es eine Möglichkeit gibt, die guten Eigenschaften von Schuhen und das Barfußlaufens zu vereinen. Klingt erst mal komisch, es gibt aber tatsächlich ein Angebot.
Die Five Fingers KSO TREK Barfußschuhe versprechen genau dieses und zumindest sehen die Schuhe erst mal anders (um nicht zu sagen lustig) aus. Ich habe die Schuhe in verschiedene Situationen getestet und habe eine sehr gute Alternative für viele Alltagssituationen gefunden.
Der Schuh verbindet Hightech-Materialien und natürliches Werkstoffe in einem. So ist die Sohle des Five Fingers KSO Trek ist aus VIBRAM® gefertigt. Für das Obermaterial, sowie die Innenauskleidung der Schuhe wurde hingegen Känguru-Leder genutzt.
Die 4 mm Vibram-Sohle bietet guten Halt auf steinigen, rutschigem oder losem Gelände. Die Sohle des Schuhs ist weiterhin über die Zehen, sowie auch seitlich etwas nach oben gezogen. Dadurch werden die Füße gut vor Verletzungen durch spitze Gegenstände geschützt.
Das Känguru-Leder als Obermaterial und Fußbett macht den Schuh angenehm tragbar, auch auf längeren Touren. Durch die Atmungsaktivität des Naturmaterials ist der ansonsten sehr eng anliegende Schuh immer gut belüftet.
Den Schuh gibt es in den Größen 36 bis 42 für Frauen und in den Größen 40 bis 47 für Männer. Es gibt jeweils die Varianten schwarz und braun. Mit einem Gewicht von ca. 210g ist der Schuh perfekt für jeden Ultralight-Junkie, zumal er universelle Einsatzmöglichkeiten verspricht.
Soweit erst mal die Fakten, das klingt alles ganz gut. Aber wie ist nun der Umgang mit dem Schuh?
Auf der Verpackung der Schuhe wird man erst einmal mit einem Warnhinweis begrüßt: „Achtung! Beim Barfußlaufen ändert sich vieles – Bitte lesen Sie vorher die Benutzungshinweise.“ Das mag ich. Es klingt doch total skurril, dass man vor dem Barfußlaufen erst mal die Bedingungsanleitung lesen soll. 😉
Nein also mal ehrlich, richtig risikovoll ist es mit Sicherheit nicht wenn man die Schuhe trägt. Dennoch fühlt es sich anders an und je nach Untergrund sollte man natürlich auch aufpassen. Immerhin trennen den Fuß nur 4mm Kautschuk-Sohle vom Untergrund.
Bevor es aber richtig losgehen kann, hat man am Anfang mit den Schuhen noch eine kleine Aufgabe zu lösen. Das erste Mal anziehen. Bei mir war das wirklich eine Aufgabe, die Zehen verschwanden in irgendwelche Richtungen, schlossen sich zu Paaren zusammen oder zogen sich ganz ein. Um die richtige Technik für das Anziehen zu lernen muss man schon ein paar Mal üben. Nach einer Weile finden die Zehen ganz von alleine „Ihren Weg“ und es geht mindestens genauso schnell wie bei konventionellen Schuhen.
Ist man im Schuh drin, wird der Fuß von dem schwarzen Kamel-Leder eng anliegend umschlossen. Dies ist sehr angenehm, da sich das Leder gut an den eigenen Fuß anpasst. Weiterhin wird dadurch verhindert, dass kleine Steine oder Äste in den Schuh kommen. Letztendlich kann mit dem Klettverschluss die Passform noch genau nachjustiert werden.
Im ersten Moment ist das Laufen dann erstmal nicht sooo viel anders. Zumindest nicht, dass man eine Gebrauchsanleitung lesen muss. Aber – und da habe ich mittlerweile auch Meinungen von anderen Five-Fingers-Läufern eingeholt – das Laufgefühl ist auf Dauer wirklich sensationell. Man hat ein ganz anderes Gespür für den Untergrund und wird mit der Weile viel sensibler beim Laufen.
Aber nicht nur das Gefühl ist ein komplett Neues, Franz Hammer (Sport- & Physiotherapeut und Personal Trainer) beschreibt es aus seiner fachlichen Sicht:
„Dadurch, dass bei dem Schuh die Zehen voneinander getrennt „laufen“, werden diese kaum stabilisiert. Diese Arbeit muss der Fuß jetzt eigenständig machen. Dadurch werden die Füße beim Laufen viel mehr trainiert und es kommen ganz andere Muskeln zum Einsatz. Durch das Laufen in den Schuhen kann durchaus Krankheiten wie Platt-, Senk-, oder Spreizfuß vorgebeugt werden.“
Im Übrigen habe ich mich bei dem Modell für die kleinere meiner „beiden Schuhgrößen“ (manchmal passt mir die 43 besser, manchmal aber auch die 42) entschieden. Auch im Nachgang würde ich mich wieder für die kleinere Schuhgröße entscheiden. Der Schuh soll eng anliegen und durch das Leder wird dieser auch noch ein bisschen gedehnt.
Ich bin im ersten Monat ca. 150km mit den Schuhen gelaufen, was man den Schuhen zum Glück noch nicht ansieht. 🙂 Damit das Einsatzgebiet für die Schuhe besser einzuordnen ist, habe ich verschiedenen Alltags- und Outdoorsituationen getestet.
Fangen wir mal mit einer eher ungewöhnlichen Umgebung an. Bei uns im Büro wird oft lockere Kleidung getragen. Gerade an heißen Tagen sind Flip Flops gang und gebe, einige laufen den Tag über auch barfuß herum. Was ich eigentlich sagen will ist, bei uns ist es erst einmal kein Problem mit solchen Schuhen auf Arbeit zu erscheinen. Für eine gewisse Aufmerksamkeit hat es dann allerdings doch gesorgt. Dies lag aber eher daran, dass noch niemand diese Art der Schuhe kannte.
Den großen Vorteil spielen die Schuhe im Büro leider nicht aus. Auf den ebenen Fußböden dämmt die Sohle doch schon so viel, dass es besser ist barfuß zu laufen. Auch ist die Verletzungsgefahr im Büro meist nicht so hoch. Nach 9 Stunden dauertest muss ich allerdings sagen, dass sich die Schuhe angenehm kühl angefühlt haben. Ich würde dies auf die gute Atmungsaktivität schieben. Das ist ein Pluspunkt.
Nähern wir uns langsam dem eigentlichen Anwendungsgebiet. Im Großstadt-Jungle ist ein gutes Schuhwerk oft sehr wichtig. Die „Teilung der Zehen“ macht sich hier zwar nur bedingt beim Laufen bemerkbar. Ich habe allerdings festgestellt, dass mich die Leute vor allem beim Treppen abwärtssteigen angeschaut haben. Das liegt wahrscheinlich an der leichten Federbewegung, die man zur Dämpfung ganz automatisch macht. Vielleicht hat das Laufen auf ebenen Flächen kaum merklichen Vorteile, die Muskeln werden hier schon anders beansprucht und trainiert.
Jetzt fängt es langsam an, richtig Spaß zu machen. Hier spielen die Schuhe ihre große Stärke aus. Beim Laufen merkt man jede Unebenheit und man versucht diese leicht auszubalancieren. Trotzdem merkt man die Spitzen und Kanten nicht, so das man zügig laufen kann. Man merkt förmlich, wie die Füße beansprucht werden. Mit der Weile entwickelt sich ein etwas anderer Laufstil und man achtet viel mehr auf den Weg und die Umgebung. Einfach super (man merkt, dass ich begeistert bin. Oder?)
Hier gilt selbiges wie bei einer „leichten Wanderung“. Super Laufgefühl, super Grip. Wie von einer VIBRAM-Sohle gewöhnt, haftet Sie auch auf felsigem Untergrund wunderbar. Einzig die Länge Wegstrecke sollte nicht zu lang sein, denn der Fuß ermüdet mit der Zeit. Dann steigt die Gefahr des umknickens.
Von meinen „Mitläufern“ habe ich die Empfehlung bekommen, die Schuhe auch gleich zum Laufen zu nutzen. Ich habe das getestet und für mich sind die Schuhe hier keine alternative. Es gibt eigentlich keine Dämpfung und auch wenn man im Wald oder auf Feldwegen läuft ist die Verletzungsgefahr einfach viel zu hoch.
Pluspunkte:
Minuspunkte:
Nach einer ersten, kurzen Eingewöhnung sind die Schuhe tatsächlich eine neue Erfahrung. Das habe ich das letzte mal erlebt, als ich meine ersten Tefa`s kaufte.
Gerade im Alltag ziehe ich die Schuhe mittlerweile viel öfter an, als ich vorher dachte. Beim Einkaufen, im Garten, zum Bäcker, im Wald, beim Zelten aber auch auf Tagestouren. Solange es trocken ist, sind die Schuhe meine erste Wahl.
Denise, am 24. Oktober 2011 um 19:05 Uhr
Ich will mir diese Schuhe unbedingt zulegen, danke für den ausführlichen Bericht!
Robert, am 4. Oktober 2012 um 15:44 Uhr
Hallo,
bietet denn die Synthetikversion im Vergleich zur Lederversion bei Regen und Naesse Vorteile oder ist auch die Synthetikversion kaum wasserfest?
Ist es mit diesem Schuh ausserdem grundsaetzlich moeglich zu laufen/joggen?
Danke!
Nico, am 5. Oktober 2012 um 08:17 Uhr
Hallo Robert,
die Synthetikversion bietet auch nicht mehr Schutz vor der Nässe.
Im nachhinein betrachtet hätte ich mir aber – gerade für meine Wassersportaktivitäten – lieber diese Schuhe geholt. Sie trocknen einfach schneller. 🙂
Laufen und gehen kann man in den Schuhen auch längere Strecken super, zum joggen würde ich lieber richtige Laufschuhe anziehen.